Skin-Picking-Disorder und Entwicklungstrauma: Was Ihr Körper Ihnen wirklich sagen will (ICD-11 6B25.1)
- 24. Okt.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Nov.
Haben Sie sich jemals gefragt, warum Sie nicht aufhören können, an Ihrer Haut zu zupfen, obwohl Sie es wollen? In Anbetracht der kontinuierlich steigenden Anzahl an Herausforderungen, häuslicher Gewalt und psychischer Belastungen in unserer Gesellschaft gestaltet es sich oftmals schwierig, einen geeigneten Weg zur Bewältigung von Stress und innerer Anspannung zu finden. Für einige Menschen entwickeln sich daraus zwanghafte Verhaltensweisen, die unbewusst als Bewältigungsmechanismen dienen, eine davon ist das sogenannte Skin-Picking. Diese psychische Störung, auch als Dermatillomanie bekannt, geht weit über das einfache Kratzen an der Haut hinaus. Sie ist eng mit emotionalen und psychologischen Belastungen verbunden, oft ausgelöst durch traumatische Erfahrungen. In diesem Artikel erfahren Sie, was wirklich hinter Skin Picking steckt und wie Sie lernen können, mit Ihrem Körper wieder Frieden zu schließen.
1. Was ist Skin Picking?
Symptome, Ursachen und die Verbindung zwischen Körper
und Psyche
Skin Picking, wissenschaftlich bekannt als Dermatillomanie, ist mehr als nur ein habituelles Verhalten, es ist eine tief verwurzelte psychische Störung, die eng mit emotionalen und psychischen Belastungen verknüpft ist. Das Verhalten manifestiert sich häufig unbewusst, wobei Betroffene ihrer Haut durch Kratzen, Drücken oder Zupfen Schaden zufügen.
Trotz der sichtbaren körperlichen Folgen wie Rötungen, Wunden oder Narben wird die Verbindung zur Psyche oft übersehen.
Was zunächst als harmloses Verhalten erscheinen mag, verbirgt komplexe zugrunde liegende emotionale Zustände. Stress, Angst oder innere Anspannung steigern den Drang zur Manipulation der Haut, und paradoxerweise folgt eine kurzzeitige Erleichterung, die den Teufelskreis nur weiter verstärkt.

Seit 2013 wird Dermatillomanie als Zwangsstörung anerkannt, und 2018 erfolgte die Eingliederung in die Kategorie körperbezogener repetitiver Verhaltensstörungen.
Der Anfang dieses Leidenswegs liegt häufig in der Jugend, kann aber auch im Erwachsenenalter beginnen, hauptsächlich bei Frauen. Aus einer ganzheitlichen Perspektive ist es entscheidend, dieses Verhalten nicht nur als körperliche Erscheinung zu betrachten.
Vielmehr sollte man die Verbindung zwischen Körper und Psyche verstehen, die bei diesen Verhaltensweisen zum Tragen kommt. Eine empathische Herangehensweise und das Wissen, dass man nicht alleine ist, können Betroffenen helfen, Unterstützung zu finden.
Therapieansätze, welche die zugrunde liegende Psychodynamik berücksichtigen, sind hier essenziell, um langfristig Linderung und Heilung zu ermöglichen.
2. Wie Trauma und emotionale Verletzungen Skin Picking auslösen können
Traumatische Erlebnisse hinterlassen oft tiefe Spuren in unserem psychischen und emotionalen Leben. Für viele, die an Skin Picking leiden, können solche Erlebnisse eine entscheidende Rolle spielen.
Dieses zwanghafte Verhalten dient häufig als eine unbewusste Bewältigungsstrategie, um mit überwältigenden Gefühlen und innerem Stress umzugehen.
Dabei sind die psychischen Ursachen von Skin Picking oft vielschichtig:
Stress,
Angstzustände
und das Wiedererleben traumatischer Erinnerungen (Flashbacks, Intrusionen, Albträume)
können den Drang, die Haut zu manipulieren, erheblich verstärken.
Ein wesentlicher Faktor, der das Verhalten aufrechterhält, ist das neurobiologische Belohnungssystem.
Bei vielen Betroffenen wirkt die Handlung des Skin Pickings kurzfristig beruhigend, da das Gehirn während des Prozesses Glücks- oder Beruhigungshormone ausschüttet.
Diese schadensbegrenzende Funktion des Skin Pickings bringt jedoch auch das Risiko eines fortwährenden Teufelskreises mit sich. Der kurzfristige Stressabbau durch Manipulation der Haut wird zur Regel, wodurch die darunterliegenden psychischen Ursprünge oftmals unerforscht bleiben.
Hinzukommen bewährte Mechanismen, etwa das Einüben von Verhaltensmustern aus der Kindheit oder das Vorleben und Erlernen solcher Bewältigungsstrategien durch familiäre oder soziale Einflüsse.
Solche multiplen Einflüsse verdeutlichen, wie tief die Wurzeln des Skin Pickings in der psychischen Verfassung und der Lebensgeschichte eines Menschen verankert sein können.
Es wird daher immer deutlicher, dass das Verständnis dieser psychischen Ursachen, das Erkennen von Trauma, individuellen Auslösern und unbewussten Gewohnheiten, essenziell ist, um den Heilungsprozess einzuleiten und geeignete therapeutische Maßnahmen zu entwickeln.
Nur so können nachhaltige Lösungen entwickelt werden, die über die oberflächliche Bekämpfung von Symptomen hinausgehen und den Betroffenen einen Weg zu innerer Stabilität und Heilung eröffnen.
3. Auslöser von Skin Picking:
Warum Stress, Angst und Scham Skin Picking verstärken
Skin Picking, auch bekannt als Dermatillomanie, ist eng mit der Regulation unserer Emotionen verbunden. Dieser Zwang, die Haut zu manipulieren, wird häufig durch emotionale und psychologische Trigger ausgelöst, die unsere Affektregulation immens herausfordern.
Betroffene erleben oft
Stress, Angst oder innere Unruhe als unmittelbare Auslöser für dieses Verhalten
– Gefühle, die ohne entsprechende Bewältigungsstrategien nur schwer zu managen sind.
Ein zentrales Element in der Entstehung und Aufrechterhaltung von Skin Picking ist die Funktion als regulatives Werkzeug für Emotionen. Wenn traumatische Erlebnisse Spuren der Überforderung und Hilflosigkeit hinterlassen, reagieren viele mit einem erhöhten Kontrollbedürfnis gegenüber ihrem Körper.
Durch das Skin Picking suchen Betroffene temporär Erleichterung und Beruhigung in einer Welt, die sich oft unkontrollierbar anfühlt. Leider verstärkt dieser sich wiederholende Prozess die Dynamik, sodass negative Emotionen sich verfestigen und das Verhalten zur Gewohnheit wird.
Typische Trigger, die Skin Picking begünstigen, umfassen auch Begebenheiten des alltäglichen Lebens, wie das Betrachten des eigenen Spiegelbildes oder das Finden kleiner Hautunreinheiten, die als Aufhänger für das Verhalten dienen.
Dies verstärkt den Teufelskreis, in dem die affektregulierende Funktion des Aufpickens kurzfristige Erleichterung bietet, während langfristig emotionale Spannungen und psychischer Stress weiter zunehmen.
Verständnis und Bewusstsein über solche Verkettungen helfen Betroffenen, die Mechanismen hinter ihrem Verhalten zu erkennen. Die Entwicklung von Selbstwahrnehmung und das Training achtsamer Bewältigungsstrategien können dabei unterstützen, das Skin Picking zu überwinden.
Dies bedeutet, nicht nur die Trigger zu erkennen, sondern aktiv neue und gesündere Wege zu finden, um unsere Emotionen zu regulieren. Auf diesem Pfad unterstützen Techniken aus der Körperpsychotherapie und der körperorientierten Traumatherapie. So wird der Weg zum Verständnis und zur Heilung greifbarer und eröffnet Betroffenen die Möglichkeit, ein Leben mit mehr innerer Balance und weniger zwanghaftem Verhalten zu führen.
4. Heilung von innen heraus:
Körperorientierte Therapie und Wege zur Selbstregulation
Die Behandlung von Skin Picking erfordert ein tiefes Verständnis der komplexen Beziehung zwischen Körper und Psyche.
Ein effektiver Weg zur Heilung führt über körperorientierte Therapieansätze, die eng mit der Selbstregulation verbunden sind.
Indem sie die neurobiologischen und emotionalen Mechanismen des Verhaltens berücksichtigen, bieten diese Ansätze einen ganzheitlichen Rahmen, um den Betroffenen neue und gesündere Reaktionsmuster zu ermöglichen.

Körperorientierte Therapieansätze, wie Traumasensitives Yoga, die Somatic Experiencing oder die sensorimotorische Psychotherapie, legen den Fokus auf die Regulierung des Nervensystems.
Sie helfen Betroffenen, in belastenden Momenten eine erhöhte körperliche Achtsamkeit zu entwickeln und durch gezielte Übungen das Gleichgewicht zwischen Körperempfindungen und emotionalen Erlebnissen zu fördern.
Dieser Prozess der Selbstregulation ist entscheidend für das Überwinden der Spirale des inneren Stresses und des Skin Picking.
Mittels somatischer Übungen, Selbsterforschung oder bodennaher Sinneswahrnehmungen lernen Betroffene, aufkommende Impulse wahrzunehmen und mit ihnen umzugehen, bevor sie auf destruktive Verhaltensmuster zurückgreifen.
Das fördert nicht nur die Emotionsregulation, sondern stärkt langfristig auch die Fähigkeit, in stressreichen Situationen besonnen zu bleiben.
Diese achtsame Selbstwahrnehmung und Körpergewahrsein ermöglichen es, alte Reaktionsmuster zu erkennen und schrittweise zu verändern, sodass Betroffene erlernen, mit ihren Emotionen auf neue Weise umzugehen.
Mit der Unterstützung körperorientierter Therapie und der Entwicklung eines tiefen Selbstmitgefühls können Betroffene eigene Ressourcen entdecken, die es ihnen ermöglichen, Skin Picking nachhaltig zu überwinden. Die Betonung des Körpers im Rahmen der Behandlung trägt nicht nur zur Erholung bei, sondern fördert auch die innere Stabilität und das Wohlbefinden.
Wenn Sie sich auf diesen Weg der Heilung begeben, können die Empathie für die eigene Verletzlichkeit und das Streben nach einem gesünderen Lebensweg eine kraftvolle Basis für den Therapieerfolg bilden.
5. Achtsamkeit statt Zwang:
Selbsthilfe-Strategien und innere Ruhe bei Skin Picking
In der Achtsamkeit liegt ein Schlüssel, mit dem sich neue Türen im Umgang mit Skin Picking öffnen lassen. Bewusste Selbstwahrnehmung und traumasensitiv-achtsames Verhalten bieten wertvolle Anhaltspunkte, um dieses komplexe Verhalten auf einer tieferen Ebene zu verstehen und zu verändern.
Ein wichtiger Punkt ist die fortlaufende Entfaltung von traumasensitiver Achtsamkeit. Diese erlaubt es Ihnen, nicht nur emotionale Muster und Verhaltensimpulse zu erkennen und zu reflektieren, wenn sie sich entwickeln, sondern auch innerhalb von Toleranzfenstern zu bleiben.
Dadurch bauen Sie nicht nur eine stärkere Verbindung zu Ihrem eigenen Körper und Ihren Gefühlen auf, sondern schaffen auch die Grundlage für transformierende Veränderungsprozesse.
Schlusswort
Nachdem wir die vielschichtigen Aspekte von Skin Picking beleuchtet haben, liegt es auf der Hand, dass diese Herausforderung tiefer geht als oft vermutet. Der Schlüssel zu einem heilsameren Zustand liegt in der Auseinandersetzung mit sich selbst, dem Erkennen eigener Muster und der Entwicklung neuer Bewältigungsstrategien.
Der Weg mag herausfordernd sein, aber er ist nicht unüberwindbar.
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🎥In den folgenden Videos erfahren Sie weitere Aspekte zum Thema Skin Picking, Borderline-Muster und Dissoziation:



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