top of page
AutorenbildGabriella Rist

Ist nun ein Trigger ein Segen oder eine Last? Wenn unser Trauma einschlägt🧨


Trigger sind ein Phänomen, das viele Menschen mit Entwicklungstrauma (kPTBS), Bindungstrauma und Komplextrauma nur allzu gut kennen. Sie sind wie ein elektrischer Schlag, der uns aus dem Nichts trifft und uns nicht selten in einen Zustand der Angst und Panik versetzt. Trigger können unsere Gedanken, Emotionen und sogar unseren Körper in kürzester Zeit überwältigen und uns das Gefühl geben, die Kontrolle über uns selbst zu verlieren. Doch trotz all der Schwierigkeiten, die sie mit sich bringen, haben Trigger auch einen Zweck.

Was ist ein Trauma Trigger?

Entwicklungstrauma, Bindungstrauma und Komplextrauma sind unterschiedliche Arten von Traumata, die sich auf die psychische und emotionale Gesundheit eines Menschen auswirken können. Ein Trauma Trigger ist ein innere oder äußere Reiz, der eine starke emotionale oder körperliche Reaktion hervorruft und Erinnerungen an das traumatische Ereignis wachruft.

Trauma Trigger bei Entwicklungtrauma, Bindungstrauma und Komplextrauma erkennen
Trauma-Trigger: ein Geschenk oder Last?

Bei Entwicklungstrauma handelt es sich um traumatische Erfahrungen, die während der Kindheit stattfinden, wie Vernachlässigung, Missbrauch oder emotionale Gewalt. Bindungstrauma ist immer Teil von Entwicklungstrauma und das Ergebnis von ungesunden Bindungserfahrungen in der frühen Kindheit, wie dem Fehlen einer sicheren Bindungsperson oder dem wiederholten Verlust von Bindungspersonen. Hingegen Komplextrauma bezieht sich auf wiederholte und langanhaltende traumatische Erfahrungen, wie zum Beispiel häusliche Gewalt oder Folter. In der Regel sind Betroffene von Entwicklungstrauma auch komplextraumatisiert. Betroffene können verschiedene Triggertypen erleben, wie zum Beispiel körperliche Empfindungen bzw. Intrusionen (z.B. Herzrasen, Schwindel), emotionale Reaktionen (z.B. Angst, Wut) oder kognitive Verzerrungen (z.B. negative Gedanken, Flashbacks).

Jeder Mensch reagiert individuell auf verschiedene Traumareize.



Wie Triggern helfen kann, vergangene Traumata zu verarbeiten und zu heilen

In der Traumaarbeit spielt das Phänomen der Triggern eine bedeutende Rolle. Triggern reaktivieren die vergangene Traumata und können starke emotionale, körperliche und kognitive Reaktionen hervorrufen. Diese Reaktionen können sich unterschiedlich äußern, wie zum Beispiel erhöhte Herzfrequenz, Angstzustände, Flashbacks oder das Gefühl von Erstarrung.


Obwohl Triggern oft als unangenehm empfunden werden, können sie auch als wertvolle Hinweise dienen, um vergangene Traumata zu erkennen, zu verarbeiten und zu heilen. Indem wir uns bewusst mit unseren Triggern auseinandersetzen, können wir den Ursprung der Reaktionen verstehen und unsere traumatischen Erfahrungen besser in den Kontext einordnen. Durch gezielte Traumaarbeit können wir lernen, unsere Triggern zu erkennen, ihnen mit Mitgefühl zu begegnen und neue Wege finden, um unsere vergangenen Traumata zu heilen.



Die wichtigsten 5 Erkenntnisse über Trauma Trigger

1) Es ist wichtig zu erkennen, dass Triggern Teil des natürlichen Heilungsprozesses sind.


2) Sie dienen als Wegweiser, um auf ungelöste traumatische Erfahrungen aufmerksam zu machen und diese zu bearbeiten. Wenn wir uns bewusst mit unseren Triggern auseinandersetzen und ihnen achtsam begegnen, können wir unsere traumatischen Erfahrungen besser verstehen und integrieren.


3) Es ist wichtig zu verstehen, dass Triggern nicht einfach aus dem Nichts auftauchen. Sie haben eine Ursache, die oft in der Vergangenheit liegt. Sie sind das Ergebnis von traumatischen Erfahrungen, die wir in unserer Kindheit oder in anderen prägenden Momenten unseres Lebens gemacht haben. Diese Erfahrungen haben tiefe Spuren in unserem Nervensystem hinterlassen und können durch bestimmte Reize oder Situationen wieder aktiviert werden.


4) Um eine heilsame innere Haltung zu unseren Triggern aufzubauen, ist es wichtig, sie als das zu sehen, was sie sind: ein Schutzmechanismus, der uns vor weiterem Schaden bewahren will. Anstatt uns von ihnen überwältigen zu lassen und uns als Opfer zu fühlen, können wir versuchen, sie als Verbündete zu betrachten. Sie geben uns die Möglichkeit, uns mit unseren vergangenen Wunden auseinanderzusetzen und unsere Selbstheilungskräfte zu aktivieren.


5) Der Zweck von Triggern besteht darin, uns auf vergangene traumatische Erfahrungen aufmerksam zu machen und uns zu signalisieren, dass wir uns in einer ähnlichen Situation befinden wie damals. Sie sind eine Art Alarmsystem, das uns vor möglichen Gefahren warnt und uns dazu bringt, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Durch das Auslösen von Angst, Panik oder anderen unangenehmen Gefühlen versuchen Triggern, uns zu sagen: "Pass auf, hier könnte etwas Gefährliches passieren!"


Bedeutung von Selbstfürsorge und innerer Haltung bei Triggern und Entwicklungstrauma
Bedeutung von Selbstfürsorge und innerer Haltung bei Triggern und Entwicklungstrauma

Die Bedeutung der Selbstfürsorge und innerer Zuwendung bei Triggern

Selbstfürsorge und innere Zuwendung sind entscheidend, um mit Triggern umzugehen und die Auswirkungen von Entwicklungstrauma, Bindungstrauma oder Komplextrauma zu bewältigen.


Wenn Sie von einem Trigger getroffen werden,

ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass Sie gerade eine herausfordernde Situation erleben und dass es in Ordnung ist, sich selbst zu unterstützen.

Innere Haltung Kodex, wenn wir getriggert werden

Wichtig: Üben Sie diese Abfolge von Handlung dann, wenn Sie NICHT gerade getriggert wurden. Üben Sie immer wieder, damit Sie neue neuronalen Netzwerke anlegen und in dem entscheidenden Moment fast automatisch handeln können:

  • Stören Sie Ihre alte Erlebnisnetzwerke der Traumata im Körper durch Bewegung! Abklopfen, Schritte machen, was auch immer! So kann sich diese reaktivierte Reaktion ihre Wirkung nicht vollständig entfalten.

  • Nehmen Sie sich einen Moment, um tief durchzuatmen und Ihren Körper zu spüren.

  • Achten Sie auf körperliche Empfindungen wie Spannungen, Schmerzen oder Engegefühl. Versuchen Sie, sich bewusst zu machen, dass diese Empfindungen Teil Ihrer körperlichen Reaktion auf den Trigger sind und dass sie vorübergehend sind.

  • Erlauben Sie sich, diese Empfindungen anzunehmen, ohne sich selbst dafür zu verurteilen. Sie können Ihren Körper sanft berühren oder streicheln, um ihm Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln.

  • Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit nach Außen und nehmen Sie bewusst Geräusche der Umgebung wahr. Sie können sich auch fragen "Wo bin ich?" - "Hier" "Wann?" - "Jetzt". Das kann Sie recht promt in die Präsenz zurückholen.

  • Wenn Sie sich bereit fühlen, können Sie auch versuchen, sich selbst liebevoll zuzusprechen. Sagen Sie sich zum Beispiel: "Es ist gerade ein Trigger. Ich bin in Sicherheit. Ich kümmere mich um mich selbst."

Diese Art der Selbstfürsorge und inneren Zuwendung kann Ihnen helfen, sich selbst in schwierigen Momenten zu unterstützen und Ihre Resilienz zu stärken.

Trigger als Chance zur Selbstreflexion und Heilung mit innerer Haltung

Der wichtigste Schritt bei der Entwicklung einer heilsamen inneren Haltung zu unseren Triggern ist es, sie als Möglichkeiten des persönlichen Wachstums zu betrachten. Triggern sind Signale aus unserem Unterbewusstsein, dass es etwas in uns gibt, das geheilt werden möchte. Sie weisen uns den Weg zu unseren verletzten Teilen, zu unseren ungelösten Traumata und zu unseren unbewussten Glaubenssätzen.

Eine der Möglichkeiten, Trigger als Chance zur Selbstreflexion und Heilung zu nutzen, besteht darin, sich bewusst zu machen, welche Verhaltensmuster oder Reaktionen in uns ausgelöst werden, wenn wir getriggert werden. Trigger können dazu führen, dass wir uns in alten Verhaltensweisen verfangen, die uns in der Vergangenheit geholfen haben, mit Traumata umzugehen, aber jetzt nicht mehr nützlich sind. Indem wir uns bewusst machen, wie unsere Trigger uns beeinflussen, können wir beginnen, diese Muster zu erkennen und zu hinterfragen. Eine Möglichkeit, dies zu tun, ist das Journaling bzw. Trigger-Tagebuch ("Triggertopographie"). Schreiben Sie auf, welche Situationen, Menschen oder Reize Sie triggern und welche emotionalen Reaktionen und Körperempfindungen damit verbunden sind. Versuchen Sie dann, diese Reaktionen zu beobachten, ohne sich von ihnen überwältigen zu lassen. Schreiben Sie auf, was Sie fühlen, wenn Sie getriggert werden, und welche Gedanken und Emotionen damit einhergehen. Fragen Sie sich, ob diese Reaktionen angemessen sind oder ob sie aus vergangenen Traumata stammen.

Ein weiterer Ansatz, die hier hilfreich sein kann, ist die sogenannte Körperpsychotherapie.

Bei Körperpsychotherapie geht es darum, sich bewusst mit den Körperempfindungen zu verbinden und ihnen Raum zu geben, ohne sich in ihnen zu verlieren.

Achten Sie auf Ihre Atmung, spüren Sie in Ihren Körper hinein und akzeptieren Sie die körperlichen Empfindungen, die auftreten. Dies kann Ihnen helfen, sich von den alten Mustern und Traumata zu lösen und neue, gesunde Verhaltensweisen zu entwickeln. Denken Sie daran, dass es Zeit braucht, um sich von alten Wunden zu erholen, und dass jeder Fortschritt ein Schritt in Richtung Heilung ist. Bekannte Formen der Körperpsychotherapie sind u.a. TCTSY (Traumasensitiver Yoga), Somatic Experiencing oder TRE (Neurogenes Zittern).


FAZIT

Wenn es um das Thema Trigger und deren Auswirkungen auf unser Leben geht, ist es wichtig zu verstehen, dass Triggern nicht immer negativ sein muss. Oftmals wird das Auslösen von alten emotionalen Reaktionen als etwas Schlechtes angesehen, aber es kann auch als Möglichkeit des persönlichen Wachstums genutzt werden.

Indem wir uns bewusst machen, was uns triggert und warum, können wir tiefer in uns selbst eintauchen und uns mit unseren verletzlichen Teilen verbinden. Wenn wir in der Lage sind, unsere Triggern zu erkennen und anzunehmen, geben wir uns die Chance, diese alten Wunden zu heilen und uns weiterzuentwickeln.

Es ist unerlässlich, sich Zeit zu nehmen, um sich mit unseren Triggern auseinanderzusetzen und sie nicht zu ignorieren oder zu verdrängen. Indem wir uns mit unseren Triggern befassen, können wir auch unsere Beziehungen zu anderen Menschen verbessern, indem wir sie besser verstehen und empathischer u.a. auf ihre eigenen Triggern reagieren können.


✍️✍️Welche Erfahrungen haben Sie und Ihr mit Triggern gemacht?


Das YouTube Video zum Thema:



Ähnliche Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page