Zu viel ist zuviel! – der richtige Umgang mit Narzisst:innen in einer Partnerschaft
- 1. Mai
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Mai
Das Thema Narzissmus in der Partnerschaft passt auf den ersten Blick eigentlich gar nicht zusammen – und dennoch gibt es immer wieder Partnerschaften, innerhalb deren einer der beiden Beteiligten narzisstische Tendenzen besitzt oder vielleicht sogar als „waschechter Narzisst“ bezeichnet werden muss. Ein Narzisst ist normalerweise nicht wirklich dafür geeignet, eine stabile und langfristige Beziehung zu führen. Allerdings kann die Liebe natürlich überall hinfallen und ein Partner ist oftmals so verliebt, dass er den Narzissten durch die rosarote Brille zu Beginn gar nicht erkennen kann. Ein Narzisst wird sich natürlich auch nicht als ein solcher vorstellen oder outen, da diese Menschen zumeist gar nicht wissen, dass sie diese Charakterzüge besitzen. Wie erkennt man also einen Narzissten und was genau ist Narzissmus eigentlich? Wie sieht eine solche Beziehung aus und welche Chancen hat sie überhaupt? Was ist ratsam und worauf sollte man lieber verzichten?
Was genau ist Narzissmus eigentlich?
Das Phänomen des Narzissmus beschreibt ein Persönlichkeitsmerkmal oder eine Persönlichkeitsstörung (als Erkrankung dann NPS) bei Menschen, innerhalb der die Betroffenen ein extrem ausgeprägtes Verlangen nach Bewunderung, Aufmerksamkeit und Anerkennung besitzen. Hierbei sind fast immer alle Lebensbereiche betroffen und die Störung des Verhaltens erstreckt sich vom Job, über das allgemeine gesellschaftliche Leben hin zum Leben in der Familie und im privaten Bereich. Narzissmus ist also ein psychologisches Konzept, das sich auf eine übermäßige Selbstbezogenheit, bis zu Selbstbesessenheit und einen Mangel an Empathie für andere bezieht.
Ein Narzisst wird zudem von Selbstidealisierung und Arroganz begleitet, da er sich für die Krone der Schöpfung hält und aus seiner Sicht niemals einen Fehler macht. Kritik kann nicht aufgenommen werden und Misserfolge bringen Narzissten in schwere persönliche Krisen.

Wie kann man einen Narzissten erkennen?
Ein Narzisst kann sich nicht vorstellen, Wertschätzung für seine bloße Anwesenheit zu erhalten und wird Erfolge immer auf das eigene Aussehen oder andere Oberflächlichkeiten zurückführen. Dazu hat ein Narzisst hohe Ansprüche an sich selbst und will sich immer im besten Licht präsentieren.
Die eigene Person wird in ihrer Wichtigkeit in allen Lebensbereichen maßlos überhöht, die eigene Person wird stark idealisiert und der Wunsch nach Bewunderung von allen Seiten, selbst für die kleinsten Aspekte, beherrscht das Denken und Handeln. Außerdem ist ein Narzisst nicht dazu in der Lage, Empathie zu zeigen und das Leid anderer Menschen richtig gefühlstechnisch einzuordnen.
Wie entsteht Narzissmus als Folge eines Traumas?
Menschen, die unter narzisstischen Charakterzügen leiden, neigen dazu, sich selbst als überlegen und wichtig zu betrachten und haben Schwierigkeiten, sich in andere hineinzuversetzen.
Oft wird angenommen, dass Narzissmus eine Persönlichkeitsstörung ist, die von den Eltern auf ihre Kinder genetisch übertragen wird.
Doch in vielen Fällen ist Narzissmus das Ergebnis eines tief verwurzelten Traumas, und es gibt auch Fälle, in denen narzisstische Eltern selbst traumatisiert waren und ihre Kinder aufgrund ihres eigenen Leidens missbrauchten. Traumatische Erfahrungen in der Kindheit, wie Vernachlässigung, Missbrauch oder emotionale Gewalt, können dazu führen, dass eine Person narzisstische Charakterzüge entwickelt. Diese Menschen haben oft Schwierigkeiten, sich in andere einzufühlen und sind auf der Suche nach Anerkennung und Bestätigung von außen. Ihre Selbstliebe ist häufig fragil und abhängig von der Reaktion anderer Menschen.
Wenn diese einst Traumabetroffenen ohne Verarbeitung der eigenen Traumata Eltern werden, werden sie selbst oft zu Missbrauchenden.
Narzisstische Eltern, die ihre Kinder missbrauchen, übertragen so oft ihre eigenen ungelösten Traumata auf ihre Nachkommen. Diese Kinder wachsen in einer Umgebung auf, in der sie lernen, ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle zu unterdrücken und stattdessen die Bedürfnisse der Eltern zu erfüllen. Dies führt zu einem verzerrten Selbstbild und einem Mangel an Selbstwertgefühl.
Es ist wichtig für uns zu sehen, dass narzisstisches Verhalten oft eine unbewusste Schutzmaßnahme ist, um sich vor weiterem Schmerz zu schützen.
Es ist jedoch auch unbedingt zu erkennen, dass narzisstisches Verhalten nachhaltig schädlich sein kann und es Unterstützung und therapeutische Intervention erfordert.
Wie sollte man am besten mit einem Narzissten umgehen?
Im Umgang mit einem Narzissten darf man sich auf keinen Fall blenden lassen, auch wenn Narzissten sehr charmant und eloquent in ihrer Ausdrucksweise oder ihrem Verhalten sein können. Schmeichelhafte Worte oder große Gesten dienen meist nur dazu, das Gegenüber kurzzeitig umzustimmen oder für eine Weile zu besänftigen. Eine echte Veränderung der Verhaltensweisen wird auf lange Sicht eher nicht eintreten. Wenn man die Beziehung wirklich am Leben erhalten will und dem Partner weiterhin treu sein möchte, muss man sich klar und deutlich mit unangenehmen Wahrheiten konfrontieren:
Man wird immer nur an zweiter Stelle im Kommen und muss immer wieder hinten anstehen.
Zudem muss man einen Narzissten immer wieder loben, seine Sichtweisen akzeptieren und gutheißen.
Kurzum, man muss bereit sein, dieses Verhalten zu schlucken und mit diesem Leben klarzukommen. Die eigenen Bedürfnisse und Träume müssen eingeschränkt und vielleicht sogar ganz gestrichen werden.
Möchte man auch mal kritisieren oder eigene Gedanken einbringen, muss man diese immer intelligent und subtil verpacken.
Zudem benötigt es Rückzugsräume, wohin man sich emotional und auch körperlich flüchten kann, wenn die Lage zu heiß werden sollte.
Eine allgemeine Achtsamkeit und Unterwürfigkeit im alltäglichen Umgang sind oberstes Gebot und die beste Handlungsanweisung, aber nur für den Moment.
Meine persönliche Empfehlung ist die klare Trennung und die Gestaltung eigener Sicherheit und Wohlergehen.
Wege für die Zukunft
Viele Menschen sind jedoch nicht bereit, einen solchen Weg zu gehen und sich derart demütig und defensiv zu verhalten. Hier gibt es als Lösung eigentlich nur eine Trennung, wenn man sich nicht völlig aufgeben und opfern kann.
Eine Zukunft mit einer gemeinsamen Familie ist auch nicht ratsam, da gerade Kinder unter einem narzisstischen Elternteil schwer und heftig leiden werden. Egal, wie hart und schwer eine Trennung auch sein mag – will man einmal echtes und tiefes Glück verspüren, ist sie geradezu alternativlos.
Ein Narzisst kann seinen Partner nie auf Augenhöhe sehen und wird ihn auch nie glücklich machen, da er sich immer selbst zuerst wählt, egal bei welchem Aspekt. Manchmal ist eine Therapie erfolgreich, wobei es schwierig ist, mit einem narzisstischen Partner überhaupt über dieses Thema sprechen zu können.
Ein Fazit
Leider gab es in der Menschheitsgeschichte immer wieder Narzissten und es wird sie auch weiterhin geben. Gerät man selbst an einen solchen innerhalb einer Partnerschaft, gibt es immer Mittel und Wege, wie man mit dieser Situation sinnvoll und behutsam umgehen kann. Letztlich muss man immer für sich alleine entscheiden, welches Leben man wählen möchte und worauf man verzichten kann
– oder eben auch nicht.
Narzissmus in der Familie
Wenn man mit narzisstischen Eltern aufgewachsen ist, kann dies zu erheblichen Auswirkungen auf das eigene Selbstbild, die Beziehungsfähigkeit und das allgemeine Wohlbefinden führen. Insbesondere unsere Selbstregulation und das Nervensystem leiden unter den Folgen narzisstischen Eltern. 🎥 Zum Thema „Narzissmus in der Familie“ finden Sie auf unserem YouTube-Kanal folgende Videos:
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